Maenner etc.
Verschlüsselte Mails:
Dear J.,
I get the package from the Marriott and found out that it belongs to Mr. K.
Best regards,
Desideria
P.S.:
I heard that your "old portuguese friend" enjoyed last Thursday evening very much.
- - -
Dear Desideria,
I knew it could only be from him, since it was not ours.
P.S1.: he is not as "old" as you mentioned
P.S2.: yes I think he enjoyed very much. But, amazingly, I also heard from him that he was surprised to realize that his counterpart, although a mature person, looked like a teenager at some moment!
Kind regards
J +++
Desideria - 2004-07-13 10:10
777
Es ist einfach wunderbar, mit einem Brasilianer auszugehen.
Kann ich nur jeder Frau empfehlen. Diese gekonnte Mischung aus Macho und Gentleman, „Ichbindergrößte“ und „Dubistunwiderstehlich“ ist kaum zu überbieten und hat sofortige Wirkung auf das Selbstwertgefühl.
Die Überprüfung meines Aussehens in der kleinen glatten Fläche des Messers am Tisch in einem unbeobachteten Moment offenbarte sogar eine Erweiterung der Pupillen – was bei mir immer mit verminderter Kritikfähigkeit gekoppelt ist. (Denn Komplimente glauben gehört schon zu meinen Lieblingsbeschäftigungen - ich gebe es zu.)
Er dramatisierte den ungeheuren Aufwand und die unglaubliche List, die er anwenden musste, um diesen Abend möglich zu machen (alles nur für mich, natürlich) und konnte auch noch amüsante Geschichten erzählen, die mit kleinen Geheimnissen („Don’t tell ever anybody about it!“) gespickt waren. Selbstverständlich pries er meinen Witz und Charme und ich war kurz davor, eventuell den Gedanken zuzulassen, nicht vielleicht doch mehr als ein wunderbares Essen mit exquisiten Getränken zu wollen…
…aber Königinnen wollen so etwas nicht und Brasilianer sehen das auch gleich ein.
Der Abschiedskuss vor meiner Haustüre fiel mit einem hellen Blitz, einem sehr lauten Donnerschlag und einem plötzlichen Regenschauer zusammen, der uns augenblicklich bis auf die Haut durchnässte. Was für ein Timing…
Danke für die Abkühlung!
Desideria - 2004-07-09 11:32
817
Gestern Abend habe ich mich mal wieder mit einem alten Freund getroffen. Wir treffen uns ab und zu, wenn er in meiner Stadt ist. Wir treffen uns aber immer in der Bar seines im Moment preferierten Hotels, da er immer zu spät kommt.
Irgendwie scheint das Unvermögen, einen Zeitraum relativ genau einschätzen zu können, mit dem männlichen Chromosomen gekoppelt zu sein (genau wie das Unvermögen, die Länge von 10 Zentimetern exakt darstellen zu können).
Ist halt so – muss man nur wissen, als Frau.
Also versüße ich mir immer die Wartezeit mit Champagner und hemmungslosem Flirten mit den meist reizenden Barmännern, die – obwohl in Hotelbars nicht so gerne gesehen – gerne darauf eingehen, um dann schlagartig wieder ihre - vom Hotel empfohlene – Reserviertheit anzunehmen, wenn mich mein Freund mit einem Kuss begrüßt, sich wortreich für seine Verspätung (völlig überflüssig, da von mir erwartet, aber auch schon zum Ritus gehörend) entschuldigt und meinen Champagner zahlt.
Gestern blieben wir aber noch an der Bar sitzen, denn der Mann wollte mit mir ein wichtiges Thema besprechen:
Er: „Soll ich einen 513 BB, einen 308 GTB oder einen 456 GT/GTA kaufen?“
Sie: „Ich nehme an, das sind Autos, oder?“
Er: „Ferraris“
Sie: „Ich wusste es….“
Oh nein, nicht schon wieder…..
Er bestellte zwei doppelte Whiskeys, sehr alt und sehr teuer, um mich zu besänftigen und zu überreden mit ihm die Vor- und Nachteile dieser Wagen von jeder Seite und bis ins kleinste Detail zu diskutieren, wobei er gerne seine eigenen Argumente widerlegte und das Wort „andererseits“ circa 50% seiner Argumentation ausmachte.
Als er mir seinen ersten Ferrari (das war ja gar kein „richtiger“ Ferrari – nur ein
8-Zylinder - schon ganz schlecht) zeigte und wir eine Spritztour machen wollte, setzte er sich in den Wagen, startete und rief: „Hüüh!!!“ Dieser wurde dann auch schnell wieder verkauft, da keine 12-Zylinder, falsche Farbe und außerdem stellte er sich zickig bei feuchtem Wetter an – der sonnenverwöhnte Italiener.
Dummerweise mache ich mir persönlich nicht viel aus Ferraris (außer sie sind alt und rundlicher als die meisten), denn erstens sind sie unbequem und zweitens ist es geradezu unmöglich, aus so einem Wagen in einem Rock auszusteigen, ohne für körperlich schwer behindert gehalten zu werden. Auch finde ich es unangenehm, das Auto erst „besteigen“ zu können, nachdem man die neugierige (aber wissende Kommentare gebende) Menschenmenge beiseite gescheucht hat. Und schnell fahren ist zwar wunderbar und ich gehöre auch zu den Speedfreaks, aber nur bei illegalen Rennen möglich, denn unsere Autobahnen sind so voll, dass man meistens mit seinen vielen schnellen Pferden laut fluchend viel zu lange hinter einem Wohnmobil herfahren muss – sehr frustrierend.
Deshalb riet ich ihm, nachdem wir alle Möglichkeiten durchleuchtet hatten und immer noch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen waren, einfach mal aus dem Bauch heraus zu entscheiden oder wenigstens mit dem Herzen…
Tja, auch so ein männliches Unvermögen…
Desideria - 2004-07-02 14:59
1617
Gestern circa 18.00, mein Handy bimmelt…
Th: Ist das jetzt früh genug?
(Ich beschwere mich immer bei ihm, dass er meine Spontanität zu oft bis auf das Äußerste testet – böse Zungen behaupten auch, dass er glaubt, ich wäre jederzeit für ihn abrufbar…)
D: Kommt drauf an, wofür…
Th: Für 22.00?
D: Vielleicht, aber ich treffe mich heute Abend mit ein paar Spaniern…
Th: Mit Spaniern? Zum Fußballschauen?? Kroatien gegen Frankreich???
D: Witzig! Nein, zum Essen. Ich ruf dich an, wenn ich da weg kann, okay?
Th: Okay, bis gleich.
Eigentlich habe ich mich ja gefreut, ihn mal wieder zu sehen, aber als ich dann tatsächlich nach diesem wunderbaren, spanischen Essen durchklingelte, klingelte es eben durch…
Ich hasse so etwas!
Da stand ich nun in einem spanischen Restaurant, wie bestellt und nicht abgeholt und schaute mit Spaniern das Fußballspiel der Kroater gegen die Franzosen...
Stunden später, als ich schon lange wieder zu Hause war, klingelte mein Telefon wider Erwarten noch einmal:
Th: Ich bin jetzt da!
D: Ich bin jetzt nicht mehr da.
Th: Ich habe den Flieger verpasst!!!
D: Und das ist dir erst aufgefallen, als du schon im nächsten Flieger warst???
Vergiss es!
Desideria - 2004-06-18 14:16
1139
Aufgeschriebenes vor circa einem Jahr:
Ich habe das ganze Wochenende jetzt für mich alleine – wie wunderbar.
R. ist gerade in seinem Jaguar wieder zurück nach Berlin in seine Jugendstilvilla mit der 75.000.- teuren Küche, die keiner benutzt, weil Edelstahl so schnell Flecken bekommt, gefahren. Die 24 Stunden mit ihm waren nicht so schlimm, wie ich erwartet habe. Was einem so für komische Leute im Leben begegnen....
Apropos komische Leute... gestern haben R. und ich unsere Vergangenheit Revue passieren lassen und es waren wirklich ziemlich verrückte Zeiten dabei. Allerdings hatten wir verschiedene Empfindungen bei gleichen Ereignissen, z. B. das Ave Maria auf seiner Trompete in dieser Kirche – oh Gott! – oder der Crash in der Tiefgarage oder dieser unsägliche Spot für Almigurth oder Hilchenbach oder.....
Aber auch gestern hat das Schicksal mal wieder Nackenschläge verteilt:
Meine Lieblingsbar am Abend: es waren nur 6 Leute anwesend: 6!
- B., die Besitzerin, die diesmal selber die Cocktails mixte, da ihr Barmann urplötzlich nach Spanien ausgewandert ist
- R., der mir gerade erzählte, wie das Schicksal doch zugeschlagen hat, als gerade wir beide uns kennengelernt haben
- ich, die R. gerade beibringen wollte, dass ich nicht in ihn verliebt war, als er mir mindestens 3 x vor ein paar Jahren einem Heiratsantrag gemacht hat, sondern zu dieser Zeit in jemand anderen verliebt war und
-
Ch., den ich eben erwähnte (dem ich schon mindestens 9 Monate nicht mehr begegnet war) und 2 Bekannte von ihm..
Was soll ich noch sagen.........was wäre das Leben ohne Erinnerungen...
Also meine Aufmerksamkeit gegenüber R. ließ merklich nach und ich nervte ihn mit Fragen wie:
Was hast du am ??.??.???? gemacht?
Was hältst du von Voodoo?
Bist du inzwischen tätowiert?
Magst du eigentlich Tee?
Was hältst du von Fakiren?
etc....
Ch. und ich haben so getan, als wenn wir uns nie begegnet wären – besserisdas!
Schicksal halt....
Desideria - 2004-06-11 19:45
1563
Gut, Ch. ist einer dieser Männer, die denken, sie wären Gott oder wenigstens etwas Vergleichbares – und man betet sie völlig grundlos an – heimlich natürlich, um nicht völlig die Selbstachtung zu verlieren. Von außen sieht man ziemlich desinteressiert aus, hofft aber inständig, nicht sprechen oder womöglich dem angebeteten Wesen die schweißnasse Hand reichen zu müssen.
Er ist noch nicht mal schön, aber irgendwie strahlt er etwas aus, was sich sehr schwer beschreiben lässt. Es kommt einer bestimmtem Art von Aggression sehr nah; so etwas wie eine gefährliche Aura. Als ob er Phosphor geschluckt und ein Warnlicht auf dem Kopf hätte, das die ganze Zeit: Gefahr! Gefahr! Gefahr! kreischt.
Ich habe Höhenangst – das heißt, ein Abgrund zieht mich unweigerlich hinab. Je tiefer, desto schneller, unausweichlicher und unbarmherziger. So ähnlich geht es mir mit Männern: sobald ein männliches Wesen aussieht, als ob es direkt der Hölle entstiegen und auch sonst für jede unangenehme Überraschung gut wäre – bin ich schon hingerissen. Ob ich will oder nicht.
So ging es mir in den ersten Sekunden mit Ch...
Wir standen mit hunderten von anderen gelangweilten Menschen in einer Diskothek rum und ich habe ihn einfach angestarrt, bis er auf mich zukam und sich vorstellte. Meine Behauptung, ihn zu kennen, verwirrte ihn ein wenig (ich bildete mir ein, ihn noch schwarzhaarig (jetzt war er blond) und ein Buch lesend gesehen zu haben (derjenigen, mit dem ich ihn verwechselt habe, war ein Fotograf – wie sich später herausstellte), störte ihn aber nicht sichtlich. Jedenfalls strahlten wir uns unverschämt an, um uns gegenseitig zu beeindrucken. Jeder mit der Absicht, den anderen zu bezwingen – irgendwie wie Tiere in der Wildnis. Schwachsinn, aber ein amüsanter Zeitvertreib, am Anfang...
Seine Unverschämtheit hat mich am meisten angezogen. Der Huckleberry-Finn-Effekt. Er wollte nur eine Blondine für die Nacht aufreißen - was ihm wohl nie sonderlich schwer gefallen zu sein scheint, denn die Mädels haben ihn auf der Straße angefallen, ihn geradezu angesprungen, um ihre Lippen einmal in ihrem jungen Leben auf die seinigen drücken zu können, aber da ich ihn verwechselt habe, wußte ich sowieso nicht, was das eigentlich sollte. War mir auch egal. Es war für mich nur ein neues Erlebnis – so tief war ich noch nicht in die Katakomben der Selbstaufgabe hinabgestiegen – das sollte erst viel später kommen. Jedenfalls kannten ihn mehr Leute, als ich es mir vorstellen konnte, aber das hat mich auch nicht weiter gestört – schließlich ist ER ja auf MICH zugekommen....
Ich werde mich niemals jemanden an den Hals werfen. Man sollte seine Gefühle nicht vor jedem so schonungslos entblößen. Außerdem hätte ich ja dann überhaupt keine Chance mehr, die Kontrolle zu behalten.
Er hat mich genauso wenig einordnen können, schließlich ist es schwer, als Star die "wahren Freunde” zu erkennen. Erst recht nicht, wenn man so applaussüchtig ist wie er und wenn man sowieso nur einen netten Zeitvertreib sucht. (Ich falle immer wieder auf die gleichen Scheinwerfer rein..... hoffnungslos. Viele Morde wurden begangen, weil das Opfer sich als solches erkannte, sich vernachlässigt fühlte und aus diesem Grund mehr verlangte – keine Ahnung, wer das mal gesagt hat, jedenfalls weiß sie oder er, wovon ich rede.)
Ch. war für mich jemand, für den es sich lohnen würde, einfach alles zu tun, damit er auf einmal den Unterschied zwischen seinen minderjährigen Fans und den wirklichen Super-Mega-Frauen erkennen könne (kein Mann wird das je vor seinem Tod können und leider tun Super-Mega-Frauen überhaupt nichts in dieser Art, um auf sich aufmerksam zu machen – warum auch?)
Ich hasse solche Typen, vor allen Dingen, weil ich ihnen hoffnungslos verfallen bin, schon immer – leider. Und wenn sie auf Knien mitten in der Nacht vor mir Gedichte rezitieren oder am Fußende des Bettes Lieder mit meinem Namen auf der Gitarre spielen (das funktioniert nur, wenn man schon Popstar ist und dann meistens auch nicht – ich neige dann auch gerne zu unkontrollierbaren Lachkrämpfen, die die noch scheue Romantik sofort töten – "Oh, du mein Mädchen..." hahaha...), bilde ich mir ein, sentimentale Gefühle würden sie dazu bewegen, als ob ich nicht genau wüßte, dass sie sich nur selber gerne reden hören und es für sie nichts Schöneres gibt, als sich zu exhibitionieren.
Wenn man das mal erkannt hat, lässt es sich irgendwie entspannter leben und lieben. Es hat schon immer geholfen, die Dinge von mehreren Seiten zu betrachten (außer man lebt im Mittelalter und heißt Galilei). Dann macht es dir auch nicht mehr viel aus, wenn Mister Wonderful dir eröffnet, dass er seit einem halben Jahr überzeugter Buddhist und Veganer ist.
Um dem Leben trotzdem noch einige Abenteuer abzuringen, pumpt er seinen Körper mit diversen Drogen – natürlich nur, um sein Bewusstsein zu erweitern und sich von der grauen Masse der Menschheit abzuheben – voll.
Mich störte eigentlich nur die nächtliche, sehr aufwendige Teezeremonie. Nichts geht über ein Glas Champagner – ich bin undankbar, ich weiß.
Es gab auch bemerkenswerte Tee-Zeremonien:
Als er sich zum ersten Mal vor mir auszog, zum Beispiel:
Es ist sehr schwierig, sich vor jemanden, den man kaum kennt, bei einem Tässchen Jasmintee auszuziehen – finde ich jedenfalls. Er hatte damit jedenfalls keine Probleme: Er erzählte mir, dass er seinen Vater seit langer Zeit wiedergesehen hätte (natürlich ein Indianer – wahrscheinlich Stadtindianer) und er sich – ihm zu Ehren – einen Teil des Totempfahls, der einer der Wahrzeichen von Vancouver ist, hat in die Haut ritzen lassen. Buddhist, Veganer und jetzt auch noch Fakir – mir war alles recht.
"Willst du es mal sehen?”
"Sicher.”
Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so schnell ausziehen konnte. Das Hemd flog quer durch den Raum und ich hatte freie Sicht auf seine Tätowierung, die wie ein besonders großes Heldenabzeichen direkt über seinem Herzen in wilden Farben – und noch sehr geschwollen – prangte.
"Du bist die erste, die es sieht.” (Später sollte ES die halbe Nation im Fernsehen sehen....) Ich war mir nicht sicher, ob ich Ekel oder Faszination empfinden sollte – es war wohl beides. "Darf ich es anfassen?”
Somit war auch der Körperkontakt hergestellt – ein einfacher, aber etwas schmerzhafter Trick. Na ja, die ersten Hürden sind die schwersten. Es ist sogar sehr schwer, einen Menschen zu begehren, der sein Lebenselixier aus den kurzen, aber heftigen Vergötterungen anderer zieht. (Ich weiß, wovon ich spreche...)
Diese Menschen sind nämlich blind für echte Zuneigung. Schade, eigentlich...
Ich will nicht behaupten, ihn geliebt zu haben – ich konnte ihn ja noch nicht mal leiden. Es war irgendwie Zufall.
Es kam, wie es kommen musste: Er beachtete mich nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte und ich war es leid, nicht beachtet zu werden. Das sind die besten Grundvoraussetzungen für die kleinen Dramen des Alltags. Unerwiderte Gefühle haben schon ganze Städte ausgerottet, wahrscheinlich auch fruchtbare Landstriche in Wüsten verwandelt.
Heutzutage kann man das nicht mehr so richtig nachvollziehen. Es gibt nicht mehr viele Überlebende und das Interesse an der Wahrheit ist auch nicht sonderlich verbreitet. Eine glatte Oberfläche ist leichter zu ertragen und besser zu kontrollieren.
Ich war eine Zeitlang damit beschäftigt, bei allen möglichen und unmöglichen Anlässen (selbst Großstädte sind klein) "rein zufällig” in seiner Nähe zu sein, damit er mir die ersehnte Einladung, mit ihm die Nacht zu verbringen, überbringen konnte. Die Trefferquote war – realistisch gesehen – ziemlich gut, trotzdem kam ich mir irgendwie leer vor, wenn ich morgens seine Wohnung verließ.
Mir fehlten Beweise, dass er MICH tatsächlich mochte und mich nicht nur aus Mangel an anderen Chancen mitnahm, um mir mitten in der Nacht Tee zu kochen.
Wahrscheinlich habe ich mich zu dieser Zeit selber nicht besonders gemocht. Wie soll man sich auch mögen, wenn man einem Typen hinterherläuft, der den Titel "Mister Kotzbrocken” verdient hätte, während die sympathischsten Männer, die nur die besten Absichten haben, einem die Türe einrennen und mit Blumen und Liebesbeweisen überhäufen, aber leider nicht wahrgenommen werden?
Irgendwann – spät, aber immerhin – habe ich es auch eingesehen. Zwar erst, als sämtliche Freunde und Bekannte bei der Erwähnung seines Namen sofort das Weite suchten und dann auch so höflich und rücksichtsvoll waren, meine Telefonleitung freizuhalten, falls er doch auf die Idee kommen sollte, mich anzurufen.
Allmählich wuchs in mir der Wunsch, von ihm zu lassen, ihn zu vergessen, von ihm loszukommen, ihn loszuwerden, frei von ihm zu sein, mein Leben nicht mehr wegzuwerfen.
Ich wollte sicher gehen.
Ich habe die altbewährte Methode angewandt.
Ich habe aus einem T-Shirt, das er mal vergessen hatte, eine Voodoo-Puppe gebastelt.
Ich wollte ihn loswerden.
Ich wollte frei sein.
Außerdem wollte ich meine Wut auf diese Weise rauslassen.
Ich habe der Puppe mit einem kleinen Messer den Bauch aufgeschlitzt.
Es war ganz einfach und es tat sehr gut.
Zwei Tage später hat er mich zum ersten Mal angerufen – aus dem Krankenhaus. Wie es mir denn so gehen würde...
Er hätte ja leider vor zwei Tagen einen schlimmen, unerklärlichen Unfall gehabt. Eine Fischgräte hätte ihm den Magen von innen aufgeschlitzt, dabei hätte er ja schon ein halbes Jahr keinen Fisch mehr gegessen. Er hätte schwer blutend gerade noch zum Telefon robben können, um den Notarzt zu alarmieren. Im Krankenhaus hätten sie ihn gerade noch retten können, allerdings hätte er jetzt eine zehn Zentimeter lange Narbe auf dem Bauch. Das alles wäre nicht zu erklären, aber jetzt wäre er über den Berg und hätte gedacht, er könnte mich ja mal anrufen, schleim, schleim...
Tja, hätte er ja auch einfacher haben können.....
Ich habe noch nie vorher eine so schöne Narbe gesehen – wie eine kleine Schlange (wahrscheinlich aus der Familie der Blindschleichen) züngelte sie sich zu seinem Herzen hoch. Es tat ihm weh, wenn man sie berührte...
Desideria - 2004-06-11 19:39
2434
(schon gar nicht alles an einem Tag):
- Schatz, wo warst du denn gestern?
- ICH war da! DU hast mir die Türe nicht geöffnet! Ich stand davor, aber die Zimmerfluchten waren wohl zu groß, um mein Klopfen zu hören!!!!!!!
- Das kann nicht sein, ich habe auf Rosen gebettet die ganze Nacht sehnsüchtig auf dich gewartet!!
Kleiner Wutausbruch meinerseits mit der Beschreibung eines hilflosen, kleinen Mädchens, das keine Mühen scheute, sich selbst in diesem Eisregen durch eine gefährliche Stadt zu kämpfen, um in die Arme des Märchenprinzes zu eilen, aber dann vor den geschlossenen Toren des Schlosses scheiterte, weil man ihr zartes Klopfen in den weitläufigen Palastsälen nicht vernehmen konnte. Auch die Tritte gegen die Palasttüren und die Rufe: "Aufmachen!! Polizei!!" haben sie nicht auch nur einen Spalt weit geöffnet.
Tief enttäuscht und mit gebrochenem Herzen entschied sich das arme Mädchen, seine letzten Taler in der Hotelbar gegen einen Todestrank zu tauschen (2 Caipirinhias ohne Zucker, bitte), um von der bösen Welt Abschied zu nehmen (was allerdings Dank seines robusten Magens und der jahrelangen Übung wieder mal mißlang).
- Wie kann ich das wieder gut machen?
- Großzügige Rosenbouquets, feine Pralinés und Diamantendiademe..... (Icesculptures habe ich leider vergessen..........) – ich wurde vielleicht ein wenig laut – einige Kollegen schauten etwas irritiert.
- Ich schmeiß dich zu mit dem Zeug!
- Gut!
- Ich bete dich an, wir müssen uns einfach heute sehen, komm doch nach deiner Feier vorbei......
- Ich ruf dich an. Wie kann ich denn heute erreichen??
- Du kannst mich Tag und Nacht anrufen! Ich bin immer für dich zu erreichen.
Dann habe ich mit einem diabolischen Lächeln darauf gewartet, dass die großzügigen Geschenke eintreffen würden - am besten mit 6-köpfiger Kapelle – wenn schon, denn schon! Die kamen aber leider nicht – jedenfalls nicht solange ich noch im Büro war (mußte ja viel früher gehen, um mich für das Fest aufzurüschen).
Um 18:00 Uhr schon kam der Anruf von ihm:
- Ist mein kleiner Gruß bei dir angekommen?
- Nein, aber ich gehe gleich wieder ins Büro, dann werde ich ihn ja sehen. Da bin ich ja mal gespannt!!
- Ich auch, es wäre doch blöd, wenn ich mich umsonst aufgebäumt hätte.
- Aufbäumen ist immer gut!!!!
Der "kleine Gruß" bestand aus einem Blumenstrauß von der Größe eines Weihnachtsbaumes und konnte nur in einem großen Mülleimer gewässert werden. Die Pralinen in der 1kg-Packung waren von edelster Herstellung.
Aber: das Diamantendiadem fehlte!!! Blöder Fehler!!!
Dann aber war das Fest, das mich hinderte in seine Arme zu sinken, so schön, dass ich erst gegen 6:00 Uhr morgens nach Hause kam und mit einem Handkuss verabschiedet wurde.
Vergiss Diamantendiademe!
(Man hat sowieso kaum Gelegenheit, sie zu tragen...)
Desideria - 2004-03-14 21:03
1038
Ein mir unbekannter Jochen riss gestern mein geliebtes Handy aus seinem Dämmerzustand und mich in einen Zustand der absoluten Ungläubigkeit. Jochen erwies sich als persönlicher Handlanger von J., zu dem er mich auch gleich weiterreichte:
- Desideria, mein Schatz (eine Hochzeit mit einer 30 Jahre jüngeren, bildhübschen Frau, die ihm auch dann das gewünschte Kind schenkte, änderte wohl nichts an meinem "Schatz-Dasein" – na ja, schließlich habe ich ja auch einen Popstar als Überraschungsgast für eben diese Hochzeit gebucht, was mir mehrere ungläubige Blicke eintrug, da ich diesen Deal mit R.,
bei dem die Sause stattfinden sollte, per Handy besprach, während ich bei H&M in Sonderangeboten wühlte – die Welt ist ungerecht), wie geht es Dir?
- Hallooo Jjjjjjj. (??????). GUT! Dir hoffentlich auch? (Eigentlich wähnte ich ihn nach seinem letzten Skandal unter Hausarrest oder ähnlichen vom Staat angeordneten Freiheitsbehinderungen……….)
- Bist du immer noch in Hamburg? (Oha, soll ich wieder als Deko mit Journalisten und Kulturministerinnen essen gehen?)
- Ja, du wohl auch, oder???
- Nein, aber auf dem Weg dorthin. Hast du morgen Abend Zeit?
- Nein, tut mir leid, ich gehe zu einer Feier. Zu schade, ich hätte dich gerne getroffen (am besten direkt zwischen die Augen…………)
- Das ist wirklich schade, …………..und heute????
- Heute ginge. (Leider total überrumpelt...)
- Dann versuche ich mal alle meine Termine umzulegen, ich rufe dich gegen 19:00 Uhr an – Nimm dir bloß nichts vor!!!!!!!!!
- Okay. Bis dann.
Wieso hat der Mann noch meine Handynummer???? Und wieso habe ich noch kein Bild von ihm???? Nur weil sein blödes Atelier kurz vor der Übergabe der Skulptur (-davon haben nur wir beide ein Exemplar!!!!!, aber ich wollte jetzt nicht mit einer Plastiktüte durch die Stadt laufen…..) abgefackelt ist (weil er wahrscheinlich mit brennender Zigarette eingeschlafen ist, …………aber, dass er ein Sauerstoffzelt für die angekokelte Katze besorgt hat, fand ich schon wieder rührend – hat aber trotzdem nichts genützt.
Immer in der Hoffnung, dass es bei Anrufen bleiben würde, denn ich hasse solche Überraschungen, auf die ich mich lieber tagelang vorbereiten würde, ging ich nach Hause und überlegte verzweifelt, was ich anziehen könnte....
Desideria - 2004-03-14 20:48
830
Mein geliebter Anrufbeantworter hat mir gerade mitgeteilt, das WA. "jetzt wirklich wieder Single" ist. Na toll!
Bei seinen letzten nächtlichen Anrufen aus dem fernen Santa Monica, während dieser er mir eine Reise mit ihm durch ganz Amerika schmackhaft machen wollte (da man sich ja als Mann freiwillig keine Chancen verbauen will, seine Gene möglichst breit gestreut auf dieser Erde zu verteilen, um dann letztendlich durch diese großzügige Verbreitung der eigenen DNS unsterblich zu werden), hat er leider vergessen zu erwähnen, dass er doch nach langer Scheidungsphase – die ich Dank etlicher, stundenlanger, kontinentenübergreifender Telefonate miterleben durfte – wieder zu seinem angetrauten - aber zeitweise verstoßenem - Weibe zurückgefunden hatte.
Ich erfuhr das eher beiläufig, als sie ihm mitten in der Nacht (diesmal in Las Vegas – wahrscheinlich auf der Versöhnungsreise) den Telefonhörer aus der Hand riss - weil er sich weigerte, leiser mit mir zu telefonieren, sie aber ob seines lauten Gelächters nicht schlafen konnte - und ziemlich genervt in den Hörer rief: "Who’s taking?" "Desideria, and who are you?" "I’m his wife!" Tong!!, flog der Hörer auf die Gabel – falls es in den Las Vegas-Hotelzimmern tatsächlich noch solche altmodischen Telefonapparate gibt, bei denen man einen Hörer auf die Gabel schmeißen kann.
Ich habe dann doch etwas Abstand von der Idee genommen, mit ihm durch Amiland zu fahren. Außerdem gibt es ja auch weitaus interessantere Länder auf diesem Planeten, oder?!?
Desideria - 2004-03-07 19:07
1264
Die Sache mit dem Mantel zieht jetzt dann doch größere Kreise, als ich mir das so vorstellen konnte. Es geht nicht mehr um einen Mantel, der aus bestimmten Gründen nicht bei seinem Käufer angekommen ist und deshalb durch meine selbstlose Hilfe gesucht wird, sondern um verletzte Eitelkeiten, Verfolgungswahn, Männerfeindschaft und um ein gekränktes Ego, sprich: ums Eingemachte: um die zarte, verletzbare Seele eines Mannes.
Böse Falle! Spätestens bei dieser Erkenntnis sollte man den Ort des Geschehens verlassen, um das Weite zu suchen, und zwar schnell. Jedenfalls wenn man nicht Hiob sein will und für schlechte Nachrichten hingerichtet werden möchte. Und wer will das schon?
Ich für meinen Teil finde eigentlich mein Leben im Moment relativ angenehm und sogar einigermaßen spannend. Größere Sorgen machen gerade einen kleinen Bogen um mich und ich ertappe mich manchmal dabei, ohne Grund zu lächeln.
Was um alles in der Welt hat mich dazu gebracht, wider allen besseren Wissens, meine Hilfe anzubieten und als Pufferzone zwischen zwei missverstandenen Männern zu agieren? Na ja, Neinsagen war noch nie meine Stärke. Leider.........
Also rief ich den Besitzer des Geschäftes an, um Klarheit in diese unangenehme Angelegenheit zu bringen. Er hat mir kurz und bündig seine Geschäftsbedingungen erklärt und diese Situation ins Besondere, nämlich das Nichtvorhandensein eines Mantels in der richtigen Größe, weder im Moment noch in der Zukunft, aber das Vorhandensein der Möglichkeit, sich für den bereits gezahlten Betrag etwas anderes auszusuchen. Diese Information gab ich so weiter.
"Thank you Desideria, but this guy is playing with me and I do not like this. I do not know when I go to Hamburg, and I don't want anything else from their shop but leather coats, the rest is rubbish!
This guy is playing with me. For Euro 1.000, the price I paid to him, I could have bought a complete "bison" coat in Russia! I want that he sends me a coat, I do not want to have a credit with this bastard, as I do not know if ever they will survive, having this attitudes with their clients. Next time I know I cannot trust in everybody.
Waiting for your news. J."
Oha!
Na dann, gutes Gelingen und viel Spass, Hiob....
Desideria - 2004-02-23 16:21
846